An das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst und an das Bayerische Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr
Kunst am Bau im staatlichen Hochbau – EIN APPELL
München, 01.08.2021
Bereits im November 2019 hat der Oberste Rechnungshof Alarm geschlagen und wandte sich mit einer „Beratenden Äußerung" an die Staatsregierung: Er weist darin auf den immer wieder desolaten Zustand der realisierten Kunst, aber auch auf das Verbesserungspotential der Vergabeverfahren und des Einsatzes der Finanzen hin. Nicht zuletzt empfiehlt er den Aufbau eines digitalen Museums für Kunst am Bau, wie er auf bundesrepublikanischer Ebene bereits erfolgt ist. Ziel müsse es sein, die nachhaltige Wertschätzung der Kunst zu ermöglichen.
Im Mai 2020 beschloss der Landtag die Empfehlungen zeitnah umzusetzen. Was bis heute allerdings fehlt, sind tragfähige Konzepte und Maßnahmen sowie Stellen, die im kommenden Haushalt veranschlagt werden müssten. In einer jüngst von der "PLATFORM München" organisierten Podiumsdiskussion bestätigten Expertinnen und Experten den dringenden Handlungsbedarf.
Es ist an der Zeit, eine Verwaltungslogik hinter sich zu lassen, die künstlerische Arbeiten finanziert, um sie nach deren Realisierung dem Verfall zu überlassen. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es einer fachkompetenten Anlaufstelle. Einer Stelle, die über die personelle Kompetenz und Ausstattung verfügt, um Kontakt zu den Nutzern vor Ort zu halten, auf Veränderungen und Zerstörungen von Kunstwerken zu reagieren, über Wettbewerbe, Auswahlverfahren und Realisierungen zu beraten und die Wertschätzung der realisierten Kunst intern und öffentlich zu fördern. Für die Budgetierung bedeutet dies: Instandhaltung und Vermittlung sind von Anfang an einzukalkulieren.
Des Weiteren gilt es, die befürwortete digitale Plattform nun tatsächlich einzurichten, eine Plattform auf der die bisher entstandene und neu entstehende Kunst in einem "digitalen Museum" dokumentiert und der Öffentlichkeit präsentiert wird. Denn erst durch ihre Veröffentlichung werden die oft nur eingeschränkt zugänglichen In-Situ-Arbeiten zur öffentlichen Kunst. Neben der archivierenden und erläuternden Dokumentation bietet die digitale Plattform die Chance, über aktuelle Ereignisse wie Ausschreibungen, Juryzusammensetzungen und Fertigstellungen transparent zu informieren. Für den Aufbau und den Betrieb der Plattform bedarf es möglichst rasch eines umfassenden Konzepts, aus dem sich Budgetierung und Personalbedarf ergeben.
Wir appellieren an die Landesregierung und die zuständigen Ministerien, die Desiderate zügig (!) umzusetzen. Gerne bieten wir hierzu unsere beratende Unterstützung an.
Dieses Schreiben wurde im Rahmen der Podiumsdiskussion „Mit Kunst Bauen – eine kritische Bestandsaufnahme“ am 10.02.2021 initiiert und wird mitgetragen von:
Dr. Claudia Büttner
Kunsthistorikerin, Kuratorin und Expertin für Kunst am Bau, Herausgeberin zahlreicher Forschungsstudien zur Geschichte, Entwicklung und Zukunft von Kunst am Bau
Stefanie Zoche
Bildende Künstlerin mit umfänglicher Praxiserfahrung durch zahlreiche Kunst am Bau Realisierungen
Dr. Christian Landspersky
Bildender Künstler und Kurator, Leitung PLATFORM München und Leitung Büro Kunst und Bauen - Kunst im öffentlichen Raum des BBK München & Obb e.V.
Dr. Heinz Schütz
Kunsttheoretiker und -kritiker, Herausgeber Kunstforum international und zahlreicher Publikationen u.a. zum Thema Kunst am Bau und Kunst im öffentlichen Raum